Station 35: Dörenhagen - Vor dem Steinheimer Knick
1. Zuordnung
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Das Wappen der Gemeinde Borchen
2009 Bundesland Nordrhein-Westfalen (NW), Kreis Paderborn (PB), Gemeinde Borchen, Ortsteil Dörenhagen (Busch und Eggeringhausen sind keine eigenständigen Ortsteile mehr, sondern gehören seit dem 1.1.1975 zu Dörenhagen (www.borchen.de). Gemarkung: Dörenhagen, Flur: Vor dem Steinheimer Knick, Flur 3, Flurstück 275 (B. Lötfering 01/2009)
1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Paderborn, Gemeinde Busch, Stationsstelle 35 (H78: 46).2. Name
Stationsstelle ohne Namen (Karte von 1835 in H78: 46). Der von der Telegrafenverwaltung verwendete Name Busch für den „Orts-Bereich“ (H78: 46) ist inkorrekt, denn die Station lag stets in der Flur von Dörenhagen bzw. Eggeringhausen (A. Lengeling, mdl. Mitt. 02/2009). Lediglich der Weg zwischen den Stationen 35 und 36 führte wohl über Busch (Menning et al. 2012).
3. Lage, Adresse, Koordinaten, Anfahrt, Höhe und Karten
Lage: (1) 4,5 km südöstlich von Paderborn im Bogen der B68 abwärts nach Lichtenau, (2) von Dörenhagen vom Beginn des Hohelietweges 1250 m nach Ostsüdosten, (3) 500 m südsüdöstlich des Wasserbehälters am Hohelietweg, (4) dritte der vier Waldrand-parallelen Windkaftanlagen, die südlich des Hohelietweges stehen, (5) 16 m nördlich dieser Windkraftanlage Nr. 701145.
Adresse: ohne
Koordinaten: 51°39'33" N, 08°51'22" O (A. Lengeling; Einmessung: J. Viehoff)
Anfahrt: (1) vom östlichen Rand Dörenhagens den Hohenlietweg 200 m nach Osten, 250 m nach Süden, 250 m nach Osten und 80 m nach Norden bis 16 m hinter die Windkraftanlage.
Höhe: 344 m (A. Lengeling 02/2009)
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Höhenprofil der Stationen: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x814), 710 KB
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Relief mit der Station 35 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
Druckfähige Auflösung (2000x1546), 1,88 MB
4. Station 35 und Inspektion IV
4.1 Grundstück, Gebäude und Baumeister
Grundstück: „Für Grundstück und Wege wurden etwa 700 qm Land angekauft“ (H78: 74).
Gebäude: „30 x 23½ Fuß, Dach mit Schiefer gedeckt, 9¾ x 10¾ Fuß vorspringender Turm mit Brettern verkleidet. Parterre glich die Aufteilung und Einrichtung derjenigen von Station Nr. 34 Schwaney. Lediglich unter dem Dach wies die Baubeschreibung drei Kammern aus. Der Baupreis belief sich auf 2357 Taler“ (H78: 74). Turm in NW-Lage (Bild).
Baumeister: Ingenieurhauptmann Wittich, Garnisonsbaudirektor in Münster (H78: 76)
Betriebszeit: 1833 bis 1849
4.2 Inbetriebnahme, Personal, Ereignisse, Anekdote, Verkauf und Abbruch
Inbetriebnahme: Wie Übernachtungen von Verantwortlichen des Telegraphencorps in Paderborn belegen (siehe Bildergalerie), wurden Stationen in der Umgebung von Paderborn zwischen November 1833 und April 1834 mehrfach inspiziert. Möglicherweise gab es darüberhinaus Treffen in Paderborn zwischen Inspektoren und dorthin einbestellten Telegraphisten.
Personal: 1834 Telegraphist Waldeck (R. Koch, Borchen, 10/2014: siehe Bild 6)
1840 Daniel Friedrich Gurisch, Reservetelegraphist auf Station 35 bei Busch, gebürtig aus Cüstrin [seit 1928 Küstrin, heute Kostrzyn], 36 Jahre, geb. 11.8.1803. Eltern: der Vorsteher Michael Gurisch und Anna Sophie geb. Lehmann zu Cüstrin [Küstrin], beide tot. Die Hochzeit fand am 25.3.1840 in Lichtenau bei Pfarrer Ahlborn statt. Die Braut war Charlotte Wilhelmine Klein, 27 J., geb. 18.5.1811, Eltern: der Bürger und Hutmachermeister Ludwig Klein und Caroline, geb. Wilke zu Angermünde (Heiratseintrag im ev. Kirchenbuch Paderborn, ´Angaben zum Bräutigam´, Recherche: Konrad Lüke 10/2017; Information: via B. Lötfering 15.10.2017; Ergänzung: R. Koch 26.10.2017).
Ereignisse: „Zu dem ursprünglichen Grundstück erwarben die Telegrafisten während ihrer Dienstzeit weiteres Gartenland hinzu“ (H78: 74).
Anekdote:
Verkauf: 1849 äußerte der Landrat in seinem Bericht an die Regierung in Minden Bedenken wegen (1) der isolierten Lage und (2) der schlechten polizeilichen Überwachbarkeit der Station und schlug ihren Abbruch vor. Der erzielte Preis für Gebäude und Grundstück betrug 210 Taler (H78: 74).
Abbruch: „Im August 1861 [wohl 1851] war die Station Nr. 35 abgebrochen“ (H78: 74).
4.3 Die Inspektion IV Paderborn
Die Inspektion IV Paderborn leitete Telegrapheninspektor Heinrich Gotthard Bogislaw von Schkopp, geboren am 13.09.1782 in Ottendorf (Schlesien) [es gibt/gab dort mehrere Ottendorf], verstorben am 23.09.1852 in Paderborn, beigesetzt auf dem Westernkirchhof (heute nicht mehr vorhandener Friedhof vor dem Westerntor). Als pensionierter „Telegraphen-Inspector“ hinterließ er sechs "majorene" (volljährige) Kinder: vier Söhne und zwei Töchter (Kirchenbuch der Gestorbenen im Jahr 1952 in den evangelischen Gemeinden in Paderborn) (R. Koch, Borchen-Nordborchen, 20.10.2017).
Heinrich Gotthard Bogislaw von Schkopp war zweimal verheiratet und hatte sieben Kinder:
(1) Heirat 1812 mit Wilhelmine Elisabeth von Hanff in Neisse,
(2) Heirat am 21.06.1821 mit Charlotte Friederike Auguste von Hake in Genshagen,
(3) Kinder aus erster Ehe
- 21.01.1814 Tochter Elise
- 07.02.1815 Sohn Udo
- 05.02.1817 Sohn Otto Bernhard
- 24.08.1818 Tochter Bertha,
(4) Kinder aus zweiter Ehe
- 03.12.1823 Hermann
- 1825 Benno
- 21.12.1827 Leo.
Quellen: (1) Die Familie von Schkopp, 27. Familienforschung Peters: http://datenbank.dirkpeters.net, http://dirkpeters.net; (2) https://gedbas.genealogy.net/person/show/1172302597 (R. Koch, Borchen-Nordborchen, 20.10.2017).
4.4 Jetzige Nutzung, Eigentümer und Schaukasten
Nutzung: Ackerflur mit Windkraftanlage
Eigentümer: Markus Mönikes (B. Lötfering 04/2014)
Schautafel: Eine Schautafel informiert seit Oktober 2017 über die Station Nr. 35. Sie wurde von Alois Lengeling († Nov. 2014) kurz vor seinem Tod initiiert und von Bernhard und Rudi Niggemeier gebaut und aufgestellt. Diese Tafel steht an dem geteerten Hohelietweg, der Dörenhagen Richtung Osten mit der B68 verbindet. Das Poster für die Schautafel haben MM und AH geschaffen (pdf).
Von der am Wasserbehälter stehenden Tafel sieht man die 500 m entfernte Windkraftanlage mit dem Telegraphensymbol und an ihr wurde die Presse am 26.10.2017 über beide Neuheiten informiert (Bild) (pdf).
- Pressetermin am Schaukasten am 26.10.2017: von links: Fabian Minge, Enkel von F. Mönikes; Franz Mönikes, Eigentümer der Windkraftanlage; Ludwig Heggen, ehem. Ortsheimatpfleger von Dörenhagen; Romanus Dissen, Inhaber von Elektro Gottwick in Lichtenau; Konrad Lüke, Gemeindeheimatpfleger von Borchen; Andrea Simon, Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreises Dörenhagen; Ulrich Klauke, Ortsheimatpfleger von Dörenhagen; Anke Arlt, Volksbank Paderborn-Detmold-Höxter eG, Filiale Dörenhagen. Es fehlen: Werner Heinemann, Inhaber von Heinemann Werbetechnik Paderborn; Bernhard Lötfering, Ortsheimatpfleger von Haaren; Heinz Rebbe, Ortvorsteher von Dörenhagen (Foto: NN, Beschaffung: K. Lüke).
4.5. Seit 2017 grüßt ein Telegraph vom ´Windrad´
Die Station 35 stand 500 m südlich des Hohelietweges hart an der Windkraftanlage Nr. 701145 von Landwirt Markus Mönikes. Am Schaft dieses ´Windrades´ wurde das Bild einer Signalanlage ehrenamtlich angebracht unter Zuhilfenahme eines ´Merlo´, den die Firma ´Elektro Gottwick´ am 14. Oktober 2017 kostenlos bereitgestellt hatte.
Herzlichen Dank an alle Vordenker und Akteure für dieses weithin sichtbare Zeichen bürgerschaftlichen Engagements.
Eine derartige Darstellung ist einmalig an der Telegraphenlinie, dem ´längsten Denkmal Deutschlands´ (Bernhand Lötfering 2014)!
Die Idee zu dem Schaftbild entstand bei einem Treffen im Mai 2015 von Brunhilde und Bernhard Lötfering (Bad Wünnenberg-Haaren), Ludwig Heggen (Borchen-Dörenhagen) und Konrad Lüke (Borchen). Das Schaftbild paßt bestens zu der Initiative des Netzwerkes ´Preußen in Westfalen´, das der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) 2016 initiiert hat. Das Netzwerk lädt zu einer preußischen Spurensuche abseits der gängigen Klischees ein (pdf, Klara Heinemann 13.10.2017).
5. Umgebung
5.1/2 Geographie und Geologie
Die Station liegt am östlichen Rand der Paderborner Hochfläche. Dörenhagen, Busch und Eggeringhausen wurden die drei "trockenen Dörfer" genannt aufgrund ihres Untergrundes aus Plänerkalk und der nahen und tief eingeschnittenen Vorfluter.
Der Plänerkalk sedimentierte während der Oberkreide in der späten Turon-Stufe. Die Schichten an der Station gehören zur Plänerkalk-Gruppe, speziell zur Salder-Formation (M. Hiß 01/2010).
5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus
In Paderborn kann preußische Geschichte an zwei Museumsstandorten erfahren werden:
(1) Residenzmuseum Schloß Neuhaus, Residenzstr. 2, 33104 Paderborn, Tel. 052 51 - 88 10 62, www.paderborn.de
(2) Stadtmuseum Paderborn, Am Abdinghof 11, 33098 Paderborn, Tel. 052 51 88 12 47, www.paderborn.de
Lichtenau bietet ein einzigartiges Museum für klösterliche Kulturgeschichte, das auch die Preußenzeit Dahlheims darstellt.
Beide Orte sind vom OT35 in wenigen Minuten über die B68 erreichbar.
5.4 Gewerbe und Produkte
5.5 Gaststätten und Quartiere
6. Kontakte
- Konrad Lüke, Gemeindeheimatpfleger der Gemeinde Borchen, Auf der Schweiz 2a, 33178 Borchen-Nordborchen, Tel. 052 51 – 39 90 54
- Ludwig Heggen, ehem. Ortsheimatpfleger von Dörenhagen, Eggestraße 5, 33178 Borchen-Dörenhagen, Tel. 052 93–4 88
- Prof. Dr. Hans Walter Wichert, 33184 Altenbeken, Am Hammer 16 / Haus Durbeke, Tel. d. 052 55 – 99 91 40, awp@wel.de
- Bernhard Lötfering, Fliederstr 9, 33181 Bad Wünnenberg-Haaren, Tel. 029 57 – 3 06, b.loetfering@web.de
- Heinz Nixdorf MuseumsForum Paderborn, Fürstenallee 7, 33102 Paderborn, Dr. Jochen Viehoff (Kurator Nachrichtentechnik), Tel. 052 51 – 30 69 93, Telefax 052 51 – 30 69 91, JViehoff@hnf.de
7. Information
7.1 Internet
8. Öffnungszeiten
frei zugänglich
9. Zur Nachbarstation
Luftlinie: 11,9 km und zur Station Nr. 34: 7,9 km (TBIII: Tab. 2)
Fahrrad: x km (xx)
Auto und zu Fuß: x km (xx)
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Von der Station 35 zur Station 36: Dörenhagen - Helmern (F. STRIEWE 06/2010)