Station 15: Hohendodeleben Fuchsberg
1. Zuordnung
2008 Sachsen-Anhalt (ST), Landkreis Börde (BK, bis 2007 BÖ), Stadt Wanzleben-Börde (1.1.2010), Ortsteil Hohendodeleben (www.hohendodeleben.de/)
1835 Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Wanzleben, Ortsbereich Hohendodeleben, Stationsstelle Fuchsberg (Herbarth 1978: 46/47)
2. Name
3. Anfahrt, Koordinaten, Höhe und Karten
Anfahrt: A14 (Magdeburg – Bernburg); Abfahrt Wanzleben; Richtung Oschersleben; nach 3,2 km rechts nach Schleibnitz (Wanzlebener Weg) – geradeaus 2,0 km (Schleibnitz bleibt links liegen) bis zum Kieswerk Papenburg mit Deponie (Bilder); in der Deponie stehen zwei Windkraftanlagen (siehe auch Google-Karte).
Koordinaten: 52°05'38" N, 11°29'03" O; direkt neben dem Topographischen Punkt
Höhe: 135 m
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Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x816), 740 KB
4. Station
4.1 Lage, Adresse, Gebäude und Baumeister
Lage: ¼ Meile südwestlich Hohendodeleben (H78: 66)
Adresse: ohne
Gebäude: Der Turm wurde nachträglich erhöht.
Baumeister: Ingenieur Hauptmann und Garnisonsbaudirektor Gottlieb Heinrich Ferdinand Heise (1788–1843) von der 2. Ingenieur-Inspektion und Premier-Leutnant Lindner von der dritten Pionierabteilung, beide vom IV. Armeekorps in Magdeburg (Herbarth 1978: 63)
Betriebszeit: 1833 bis 1849
4.2 Personal, Ereignis, Anekdoten und Verkauf
Personal:
- Premier-Leutnant a. D. Winkler (1833)
- Obertelegrafisten Berthold (1842)
- Obertelegrafist Leutnant a. D. Karl von Born (1836, vorher Ober-Inspektion I)
- Leutnant a. D. Wiemann
- Untertelegrafist Friedrich Lange (1842)
- Telegrafenbote Mäter.
Der Klassensteuerliste von 1835, in der alle Bewohner des Ortes erfaßt sind, ist zu entnehmen, dss der Telegraphist Wilhelm Tornow und der Obertelegraphist Wilhelm Pfeffer hier gewohnt haben. Letzterer "wohnt in das bei dem Telegraph erbaute Haus." (information Anneliese Kups 2014)
In einer aus dem Jahr 1836 überlieferten Begebenheit wird ein Telegrafist Pantelmann genannt. Telegrafist Schmidt wird in der Festschrift 1000 Jahre Hohendodeleben genannt.
PF
Obertelegraphist Kortenbeil und Untertelegraphist Bäthge (Handbuch der Provinz Sachsen (1839), Auszug in Ritter 2010)
Ereignis: Im Jahresbericht 1835 vermerkt der Telegrafendirektor, dass es beim Betriebsdienst mit Hohendodeleben Schwierigkeiten gegeben hat, da hitzebedingtes Luftflimmern die Zeichenerkennung erschwerte. Er regte an, den Stationsturm zu erhöhen, weil er annahm, dass in größerer Höhe der Einfluss der Hitze geringer war. Der Turm wurde daraufhin aufgestockt.
Anekdote 1 Geburtsort des Theologen, Philosophen und Dichters Friedrich Matthisson (1761–1831), der als Reisebegleiter der Fürstin Luise von Sachsen Anhalt. u.a. auch Straßburg besuchte und über den dortigen französischen Telegrafen berichtete (Beyrer 1995., Volksstimme o. J.)
Anekdote 2: In der Festschrift zum 1000-jährigen Bestehen von Hohendodeleben berichtet ein Einwohner, dass sein Vater noch den Telgraphen auf dem Fuchsberg gekannt hat …. und er „oftmals zum Turm gepilgert ist, um mit dem Beamten Herrn Schmidt Skat zu spielen“.
Verkauf: 1850 wurde die Telegraphenstation samt Mobiliar meistbietend mit der Bedingung, das Gebäude abzureißen, versteigert. Dazu findet sich im Kreisblatt Oschersleben/ Wanzleben vom 22.05.1850 folgende Bekanntmachung: Das Telegraphengebäude Nr. 15 bei Hohendodeleben sowie die darin befindlichen Utensilien sollen an die Meistbietenden, Ersteres auf Abbruch, Letzteres gegen gleich bare Bezahlung, öffentlich verkauft werden, zu welchem Zweck ein Verkaufstermin auf den 12. Juni d. J. vormittags 9 Uhr im Telegraphengebäude daselbst angesetzt ist, wo sich Kaufliebhaber einfinden wollen.
Reste von der Station sind nicht bekannt (U. Flachs auf OT-Formblatt; Information P. Nüchterlein).
4.3 Heutige Nutzung, Eigentümer und Beschilderung
Nutzung: Brachland am Rand einer ehemaligen Sandgrube, die heute als Deponie und als „Kiesgrube“ genutzt wird (Bild Firmenschild).
Eigentümer:
Beschilderung: Standardisierter Wegweiser an der Straße Schleibnitz – Hohendodeleben (Schleibnitzer Str.), der aus beiden Richtungen lesbar ist (siehe obige Bildergalerie).
4.4 Aussichtsturm
2011 entstand die Idee, direkt an der ehemaligen Station einen Aussichtspunkt zu errichten und zwar auf dem Erdwall, der die Deponie und die Kiesgrube der Firma Papenburg nach NW hin abschirmt (Bilder).
4.5 OTL in der Schule
Im Jahr 2012 wurde der Grundschule von Hohendodeleben der Name „Friedrich von Matthisson“ verliehen und Torsten Wambach gab eine Projektstunde zum Thema Optische Telegraphenlinie (OTL). Anschließend haben alle Schüler das Telegraphendiplom absolviert (Bilder, TW 21.02.2013).
Mehr zur Schule und der Lehrstunde in Optischer Telegraphie unter: www.gs-hohendodeleben.bildung-lsa.de
5. Umgebung
5.1/2 Geographie und Geologie
Der 135 m NN hohe Fuchsberg südwestlich von Hohendodeleben bildet einen WNW–OSO-orientierten Abschnitt der Petersberger Endmoräne aus dem Drenthe-Stadium des Saale-Komplexes. Diese Endmoräne lässt sich als unterbrochene NW–SE-gerichtete Hügelkette über Schönebeck, Bernburg bis in den Raum Halle (Petersberg) und weiter nach Osten verfolgen.
Die Quartärmächtigkeiten erreichen am Fuchsberg mehr als 30 m (Schmelzwassersande, Saale-Grundmoräne und weichselkaltzeitlicher Löss). Im Liegenden folgt Buntsandstein (S. Wansa & G. Schönberg).
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Geologische Übersichtskarte von Deutschland 1:200 000 Blatt Magdeburg 2000, © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, mit den Stationen 10, 11 und 12 (Beschaffung: S. Wansa 04/2014, Montage: AH)
5.3 Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten und Tourismus
Geschichte: 937 erste urkundliche Erwähnung, 1405 zum erzbischöflichen Amt Wanzleben, starke Befestigung im Mittelalter, Bedeutung durch Lage an der Handelsstraße Lübeck – Leipzig, ab 1715 Besiedlung außerhalb der Mauern, der Gasthof „Buttenkrug“ wird gebaut, 1816 zu Preußen, mit Beginn der Industrialisierung wird der Ort Wohnsiedlung für in Magdeburg tätige Steinmetze, Maurer und Bahnarbeiter.
Sehenswürdigkeiten: Dorfkirche St. Petri, Gasthof Buttenkrug (älteste Gebäude).
Geburtshaus von Friedrich von Matthisson (*1761 in Hohendodeleben; † 1831 in Wörlitz bei Dessau), Lyriker und Prosaschriftsteller (http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Matthisson)
Die Straße der Romanik verbindet Hohendodeleben mit Magdeburg: www.romanikstrasse.de/
Magdeburg (10 km): Dom, Straße der Romanik: Kloster Unserer Lieben Frauen; Hundertwasserhaus, Elbpromenade, BUGA-Park.
Burg Wanzleben ist eine der größten Flachlandburgen Europas. (PF)
5.4 Gewerbe und Produkte
1725 wird der Kartoffelanbau verordnet. Im 19. Jahrhundert erfolgt ein wirtschaftlicher Aufschwung durch Anbau von Zuckerrüben und Zichorien. Derzeit dominieren Landwirtschaft, Einzelhandel, Dienstleistungsbetriebe und Handwerk. (PF)
Der ertragfähigste Boden Deutschlands kommt in der Magdeburger Börde nicht weit von hier in der Gemeinde Eickendorf vor. Dem Lößboden wurde 1934 die Bodenwertzahl 100 zugeordnet. Im Vergleich dazu haben die armen Böden der Mark Brandenburg oft nur eine Bodenwertzahl unter 30.
Windkraftanlagen beherrschen das Bild weiter Landstriche. Zwei Anlagen von unterschiedlicher Bauart stehen nahe der ehemaligen Station 15.
5.5 Gaststätten und Quartiere
Gasthof und Pension "Zum Buttenkrug", Schmiedebergstr. 21, 39164 Stadt Wanzleben-Börde Ortsteil (OT) Hohendodeleben, täglich ab 11.00 Uhr geöffnet, Tel.: 03 92 04 – 54 39, www.zumbuttenkrug.de
Hotel Burg Wanzleben, Am Amt 1, 39164 Stadt Wanzleben-Börde OT Wanzleben, gehobene Gastronomie, Tel.: 03 92 09 – 60 14 0, info@burgwanzleben.dcom, www.burgwanzleben.com
6. Kontakte
Anneliese Kups, Matthissonstr. 29, 39164 Stadt Wanzleben-Börde Ortsteil (OT) Hohendodeleben (PF), Tel. 03 92 04 – 6 18 33, anneliese.kups@freenet.de
Stadt Wanzleben-Börde, Bauamt, Olaf Küpper, Bau Amtsleiter, Markt 1–2, 39164 Stadt Wanzleben-Börde, Tel.: 03 92 09 – 4 47 51, olaf.kuepper@wanzleben-boerde.de
7. Informationen
7.1 Internet
7.2 Schriften
Fuchs, P. (1995): Geflügelte Wort zwischen Magdeburg und Pabstorf. – Börde, Bode, Lappwald, Heimatschrift 1995: 76–86; Oschersleben (Landratsamt des Landkeises Bördekreis, Schul- und Kulturamt).
Fuchs, P. (1997): Telegramm bei „Gutem Wetter“. – Börde, Bode und Lappwald, Heimatschrift 1997: 16–18; Oschersleben (Landratsamt des Landkeises Bördekreis, Schul- und Kulturamt).
8. Öffnungszeiten
dauerhaft zugänglich
9. Zur Station Nr. 16
Luftlinie: 12,2 km; zur Station Nr. 14: 11,5 km (TBIII: Tab. 2)
Telegraphenradweg: ? km (K. Schmeißer)
Telegraphenstraße: ? km (Autor ?)
- Von der Station 15 zur Station 16: Hohendodeleben – Ampfurth (Entwurf: K. Schmeißer) (Hohe Auflösung)