Station 14: Magdeburg Johanniskirche

0. Termine 2023

In Magdeburg hat die Aussichtsplattform am OT14 auf der Johanniskirche auch 2023täglich außer montags und bei Veranstaltungen geöffnet
Nov. – Febr. 10.00–17.00
März – Okt.  10.00–18.00
Im Kirchenschiff sind Informationen zur optischen Telegraphie erhältlich.

April
Freitag 14.04.: 14.00 - 16.00 Uhr auf der Galerie der Johanniskirche zu Magdeburg, Auftaktveranstaltung des 13. Tages der Industriekultur anlässlich des 190-jährigen Jubiläums der Inbetriebnahme der "Königlich-preußischen-optischen Telegraphenlinie Berlin-Coblenz". Einladung (pdf1), Programm (pdf2).

1. Zuordnung

Das Wappen der Stadt Magdeburg

1990 wieder Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt (ST): 20 445 km2, 2 965 Mill. Einwohner (2012: 2,3 Mill.), KfZ-Kennzeichen: MD, www.magdeburg.de/, de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg
1835 Königreich Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Magdeburg, Stadt Magdeburg, Stationsstelle Johanniskirche (Herbarth 1978: 46/47)

2. Name

St. Johanniskirche, St. Johannis (S. Rauhut 12/2009)

3. Anfahrt, Adresse, Koordinaten, Lage, Höhe und Karte

Anfahrt: www.mvgm-online.de/index.php?id=47:
Adresse: Johannisbergstraße 1, 39114 Magdeburg
Koordinaten: 52°07'50,5" N,  11°38'30,3" O
Lage: „…auf der Morgenseite des Kirchendaches“ (Hermes & Weigelt 1842) (PF)
Höhe: 54 m (Stadt Magdeburg, Beschaffung: S. Rauhut)

 

Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x816), 740 KB

4. Station

4.1 Gebäude, Baumeister und Betriebszeit

Gebäude: „Im Anschluss an eine Lokalbesichtigung am 25. August 1832 in Magdeburg beantragte O´Etzel beim Magistrat der Stadt als Kirchenpatron die Zuweisung des östlichen Teils des Dachbodens der St. Johannis Kirche als Observatorium der Station Nr. 14.  Dieser Raum war ohne größere Veränderung herzurichten.  Lediglich einige Beobachtungsfenster waren einzusetzen.  Um den Kirchgang und den Gottesdienst nicht zu stören, führte eine eigene Treppe vom Kirchhof unmittelbar zum Boden.  Die Zustimmung seitens der Kirchenväter erfolgte am 27. August 1832, jedoch unter Einhaltung verschiedener Bedingungen.
Der Magistrat gab den Beschluss des Kichenkollegiums unverzüglich an O´Etzel weiter.  Mit geringfügigen Änderungen der Bedingungen erteilte die Immediatskommission am 1. September 1832 auch ihre Zustimmung.  Hiernach bedurfte es nur noch der formellen Genehmigung des Vertrages durch die „Abteilung für die Kirchenverwaltung und das Schulwesen der kgl. Regierung“, die am 2. Oktober erteilt wurde.
Inzwischen liefen schon die Arbeiten für die Herrichtung des Raumes unter Leitung des Ingenieurhauptmanns und Garnisonsbaudirektors Heise.  Beim Einbau der Heizanlage holte dieser vorsichtigerweise und – wie sich später bei einem Behördenstreit herausstellte – klugerweise die Einverständniserklärung für die vorgeschlagene Anlage bei der Stadt Magdeburg ein“ (H78: 65).

Baumeister: Ingenieur-Hauptmann und Garnisonsbaudirektor Gottlieb Heinrich Ferdinand Heise (1788–1843) von der 2. Ingenieur-Inspektion und Premier-Leutnant Lindner von der dritten Pionierabteilung, beide vom IV. Armeekorps in Magdeburg (Herbarth 1978: 63)

Betriebszeit: 1832 bis 1849

4.2 Personal, Ereignisse und Abbruch

Personal: Telegrapheninspektion II: Telegrapheninspektoren Lieutnant a. D. von Seehausen (1836), Hauptmann a. D. von Loeben (1833), Scharfe (PF)
Stationspersonal: Premier-Lieutnant a.D. Winkler (1833), Obertelegraphisten: Berthold (1842), Lieutnant a.D. von Born (1836), Lieutnant a.D. Wiemann, Untertelegrafist Friedrich Lange (1842), Telegraphenbote Mäter (PF)
Telegrapheninspektor Hauptmann a. D. von Loeben (1842) (T. Wambach & B. Blumhagel 12/2009)

Stationspersonal: Obertelegraphist Winkler (auch OT04 und OT15), Obertelegraphist Berthold (auch OT15), Obertelegraphist von Born (auch Inspektion I und OT15), Obertelegraphist Wiemann (auch OT15), Untertelegraphist Lange (auch OT15), Telegraphenbote Mäter (auch OT15) (H. Drope 12.01.2010)
Stationspersonal: Obertelegraphist v. Löben und Untertelegraphist Römmer (Handbuch der Provinz Sachsen 1839, in Ritter 2010)

Ereignisse: „Im Sommer des Jahres 1836 traten vor dieser Station erstmals erhebliche Sichtbehinderungen durch Baumwuchs auf, die sich jedoch durch Köpfen und Ausästen beseitigen ließen.  Erst 1842 insistierte der Telegrafeninspektor von Loeben darauf, sechzehn Bäume auf dem Cracauer Anger vollständig zu beseitigen, da die Beeinträchtigung sich als zu groß erwiesen hatte“ (H78: 65).

Abbruch: „Nach Auflösung der Linie schlug die Telegrafendirektion der Stadtverwaltung in Magdeburg vor, den Telegrafen auf der Johanniskirche im Status quo zu belassen und das Beobachtungszimmer dem Kirchenkollegium zur Disposition zu stellen.  Der Kirchenrat forderte daraufhin, dass unter diesen Bedingungen auch die Verbindlichkeit des Fiskus fortdauern müsse, die Anlage zu erhalten, oder aber der Telegraf entfernt werden müsse.  Auch ein erneuter Vorstoß der kgl. Regierung in diese Richtung blieb erfolglos, so dass schließlich die Regierung im September 1850 von sich aus das Kirchendach in den alten Zustand bringen ließ.  Diese Arbeiten waren im Februar 1851 abgeschlossen“ (H78: 65).

4.3 Heutige Nutzung, Eigentümer und Beschilderung

Nutzung: Das im Zweiten Weltkrieg weitestgehend zerstörte Gotteshaus im Zentrum Magdeburgs liegt unmittelbar zwischen dem Alten Markt mit dem Rathaus und der Elbe im Osten.  Als aufwendig restauriertes Gebäude ist es seit Oktober 1999 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.  Die sich am historischen Bestand orientierenden Baumaßnahmen haben zu einem deutschlandweit einmaligen, beeindruckenden, modernen Konzert-, Tagungs- und Ausstellungsort geführt.  Mit der Johanniskirche ist der Landeshauptstadt Magdeburg ein Teil ihrer wunderbaren und weithin sichtbaren Elb-Silhouette wieder geschenkt worden (http://www.mvgm-online.de/index.php?id=51, www.mvgm-online.de/johanniskirche).

Eigentümer: Stadt Magdeburg (PF)

Beschilderung: Standardisierter Wegweiser (Bild) und standardisierte Stationstafel 2010 (Bild).

5. Umgebung

5.1/2 Geographie und Geologie

Die Johanniskirche im Zentrum von Magdeburg steht unmittelbar am Westrand des Elbtals im Randbereich der sich nach Westen anschließenden Niederterrasse der Börde.  Zahlreiche Altbohrungen im Umfeld belegen eine anthropogene Auffüllung am Standort zwischen 2 und 3 m.  Darunter sind Reste der weichselkaltzeitlichen Lössbedeckung mit bis zu 2 m Mächtigkeit anzutreffen, die zusammen mit der daraus entstandenen Schwarzerde ehemals zwischen 3 und 5 m Schichtstärke besaß.  Die fluviatilen Talsande der Niederterrasse sind unter dem Löss nur wenige Dezimeter mächtig und überlagern ab 3 bis 5 m unter Gelände Glaukonit-führenden, schluffigen Feinsand bis feinsandigen Schluff aus dem Tertiär (Grünsand).  In Tiefen ab 15 m steht Festgestein des Oberen Rotliegend (Sand- und Schluffstein) an (G. Schönberg & S. Wansa, schriftl. Mitt. 2008).
Im Untergrund von Magdeburg lagert die weit verbreitete Magdeburg-Flechtingen Formation (www.stratigraphie.de/std/index.html, Karbon, ~325 Millionen Jahre alt), besser bekannt als „Kulmgrauwacke“.

Geologische Übersichtskarte von Deutschland 1:200 000

Geologische Übersichtskarte von Deutschland 1:200 000 Blatt Magdeburg 2000, © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, mit den Stationen 10, 11 und 12 (Beschaffung: S. Wansa 04/2014, Montage: AH)

5.3 Geschichte, Bildung, Sehenswürdigkeiten, Tourismus und Johanniskirche

5.3.1 Geschichte

Wirkungsstätte von Otto von Guericke („Magdeburger Halbkugeln“); Zerstörung im 30-jährigen Krieg durch Tilly; Preußische Festung; 1945 erlitt Magdeburg seine vierte Zerstörung durch Bombardements (PF).

„Magdeburg ist mit 1.200 Jahren eine der ältesten ostdeutschen Städte.  Kaum eine andere im mitteleuropäischen Raum hat eine vergleichbar bewegte historische Vergangenheit wie sie.  Einst Kaiserresidenz, Hansestadt und preußische Festung wurde Magdeburg immer wieder von Krieg und Zerstörung heimgesucht.  Doch auch immer wieder gab sie sich eine neue Zukunft und wurde neu aufgebaut, wobei der Pflege und Erhaltung der kulturellen Güter ein ganz besonderer Stellenwert zukam“ (www.magdeburg-tourist.de/Tourismus_Freizeit/Stadtportrait) (S. Rauhut 12/2009).

Seit dem Jahr 2010 wirbt Magdeburg für sich mit dem Namen „Ottostadt“: (1) Kaiser Otto I. (Der Große), 912–973, ab 968 erster römisch-deutscher Kaiser und (2) Otto von Guericke, 1602–1686, Begründer der Vakuumtechnik, Magdeburger Bürgermeister.

“Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadt im Jahr 805. 968 wurde durch Otto I., erster Kaiser des Heiligen Römischen Reiches (und zusammen mit Otto von Guericke Namenspatron der heutigen „Ottostadt Magdeburg“) das Erzbistum Magdeburg begründet. Im Mittelalter erlangte die Hansestadt große Bedeutung durch den Freihandel und das Magdeburger Stadtrecht. Sie war im Spätmittelalter eine der größten deutschen Städte und Zentrum der Reformation und des Widerstandes gegen die Rekatholisierung im Schmalkaldischen Bund. Nach der fast völligen Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg wurde Magdeburg zur stärksten Festung des Königreichs Preußen ausgebaut“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg, 28.04.2017).

5.3.2 Bildung

Die Wurzeln der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg liegen in den drei zuvor in der Stadt Magdeburg bestehenden Hochschuleinrichtungen Technische Universität, Pädagogische Hochschule und Medizinische Akademie Magdeburg (http://de.wikipedia.org/wiki/Otto-von-Guericke-Universit%C3%A4t_Magdeburg 05/2013).

Naturkundemuseum (www.magdeburg.de/kultur/Museum Naturkunde.html) (PF).

5.3.3 Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten:
- Straße der Romanik: Kloster unser Lieben Frauen (www.kunstmuseum-magdeburg.de/)
- Dom mit Grab Otto I. und seiner Frau Editha (www.magdeburgerdom.de/)
- Elbauenpark (BUGA-Park) (www.mvgm-online.de/)
- Hundertwasserhaus (de.wikipedia.org/wiki/Grüne_Zitadelle_von_Magdeburg, www.gruene-zitadelle.de)
- Kulturpark Rotehorn (PF)

Johanniskirche - Große Geschichte und interessante Gegenwart:
Nach ihrer Zerstörung 1945 wurde die Johanniskirche von 1953 bis 2004 wiederaufgebaut.  Sie beherbergt die Gruft Otto von Guerickes und die Skulptur 2 “Die um Magdeburg Trauernde“.  Auf ihrem Südturm befindet sich eine Aussichtsplattform. Dort sind auf Panoramatafeln die Blickrichtungen zu den OT-Stationen 12, 13 und 15 angebracht. Vor der Kirche steht eines der bedeutendsten Luther-Denkmale (PF).
„Die Geschichte der Johanniskirche reicht zurück bis zur Erwähnung einer der Vorgängerkirchen von 941. Im Jahr 1015 geht sie als erste Kaufmannskirche Deutschlands in die Geschichte ein.  Martin Luther hält 1524 in der Johanniskirche die für den Anschluss Magdeburgs an die Reformation entscheidende Predigt.  Auch enthält die Johanniskirche die Begräbnisstätte des Vaters der Experimentalphysik und Erfinders der Vakuumluftpumpe, Otto von Guericke.
Die Johanniskirche mit ihrer großen Halle und mehreren Nebenräumen bietet den Rahmen für ganz besondere, sorgfältig ausgewählte, diesem sowohl andächtigen als auch exklusiven Ort angemessene Veranstaltungen wie Ehrungen, Preisverleihungen, Festveranstaltungen, klassische und Jazz-Konzerte, Ballettvorführungen, die "Vollmondnacht" sowie Lesungen.  Die exklusivste Veranstaltung ist die Silvestergala "Opera, Pasta & Dolci".
Die Johanniskirche kann als museales Gebäude besichtigt werden außer montags und an Tagen mit Veranstaltungen.  Der Eintritt ist frei.  Sanitäre Anlagen und Zugänge sind behindertengerecht zertifiziert.“ (S. Rauhut 2009).  Geschichte und Sehenswürdigkeiten: www.mvgm-online.de/index.php?id=45.

Broschüre von 2004: „Sie erzählt in einem schönen Erzählfluss viele Fakten und Geschichten zur Johanniskirche, enthält aber auch zahlreiches Bildmaterial.  Der Leser erhält zum ersten Mal seit den 1920er Jahren wieder eine Publikation mit dem Stand des derzeitigen Wissens (Schreiber, H. & Schumann, L. 2004), 40 Seiten, Schutzgebühr 4,50 €, exklusiv erhältlich bei Magdeburg Ticket, http://www.mvgm-online.de/index.php?id=_tickets (S. Rauhut 2009) (Bild).

5.4 Wirtschaft und Infrastruktur

http://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg#Wirtschaft_und_Infrastruktur

5.5 Gaststätten & Quartiere

www.magdeburg-tourist.de/

6. Kontakte

  • Verband Magdeburger Stadtführer e. V., Ursula Hartmann, Ganghoferstr.2, 39108 Magdeburg, Mobil 01 75 – 3 32 60 94, urselurff@aol.com
  • Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH, Tessenowstr. 5a, 39114 Magdeburg,  www.mvgm.de,  Simone Rauhut, Tel. 03 91 – 5 93 45 48, simone.rauhut@mvgm.de

7. Information

7.1 Internet

7.2 Schriften

  • FRANKE, A. (1931): Im Dienste von Staat und Stadt. St. Johannis – die Hauptpfarrkirche der Stadt Magdeburg. Ein kirchliches Heimatbuch: S. 108; Magdeburg. (PF)
  • FUCHS, P. (1995): Geflügelte Worte zwischen Magdeburg und Pabstorf. – Börde. Bode, Lappwald, 1996: 76–86, Oschersleben. (PF)
  • Hermes & Weigelt (1842): Historisch-geographisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. II; Magdeburg. (PF)
  • Landkreis Börde (Hrsg.) (2014): Optische Telegraphenlinie Berlin–Koblenz in Sachsen Anhalt. – Faltblatt, 8 Seiten; Haldensleben (Landkreis Börde, Gerickestr. 104, 39340 Haldensleben, Tel. 039 04 – 73 87 90).
  • LIBERALDEMOKRATISCHE Zeitung (1974): Station auf dem Magdeburger Kirchendach. – LDZ vom 31.08.1974. (PF)
  • ORTMANN, W. (1937): Vom optischen Telegraphen und seiner Station in Magdeburg: S. 5 ff, Deutsche-Verkehrs-Zeitung. (PF)
  • ORTMANN, W. (1937): Winkzeichen von Turm zu Turm. Der Staatstelegraph auf der Johanniskirche. – Magdeburgische Zeitung Nr. 15 von 1937, Beilage, Magdeburg. (PF)
  • SCHREIBER, H. & SCHUMANN, L. (2004): Die Johanneskirche: 40 S., Stadthallen Magdeburg. (S. Rauhut)

8. Öffnungszeiten und Eintritt

www.mvgm-online.de/index.php?id=48

Nov. – Feb. 10.00 bis 17.00
März – Okt. 10.00 bis 18.00
Besichtigungen außer montags und an Tagen mit Veranstaltungen

Die Besichtigung der Kirche ist unentgeltlich.

9. Zur Station 15

Luftlinie: 11,5 km;  zur Station Nr. 13: 6,5 km (TBIII: Tab. 2)
Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)
Telegraphenstraße: ? km (Autor ?)

Von der Station 14 zur Station 15

Von der Station 14 zur Station 15: Magdeburg – Hohendodeleben (K. SCHMEIßER 2009).

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