- Wappen Leverkusens
Station 49: Leverkusen-Schlebusch Mülhausener Straße
1. Zuordnung
2007 Nordrhein-Westfalen (NW), Stadt Leverkusen (LEV) (www.leverkusen.de), Ortsteil Schlebusch
1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Düsseldorf, Kreis Solingen, Gemeinde Schlebusch, Stationsstelle 49 (Herbarth 1978: 46/47)
2. Name
Stationsstelle ohne Namen (Statistische Übersicht 1835 in Herbarth 1978: 46). Die Ortsangabe „Am Telegraf“ ist unzutreffend.
3. Anfahrt, Lage, Adresse, Koordinaten, Höhe und Karten
Anfahrt: von Westen (Leverkusen-Zentrum) über den Willi-Brandt-Ring und von Süden und Norden über die B51 (Mülheimer Straße) jeweils in die Straßburger Straße, weiter über die Hagenauer/Metzer Straße bzw. die Kolmarer Straße in die Mülhausener Straße
Lage: im SW von Schlebusch; auf deutlich erkennbarem Höhenrücken (Ebbighausen 10/2009), in den Gärten der Grundstücke Mülhausener Straße 14 und 16. Der weitaus größte Teil des Telegraphen-Grundstücks lag in Gärten von Häusern der Straßburger Str. (Die Station lag dort, wo heute zwei Birken und eine Kiefer stehen (J. Müller über V. Ebbighausen 09.11.09).
175 m nördlich der Station mündet das Südende der Straße „Am Telegraf“ in die Straßburger Straße.
Adresse: Mülhausener Str. 14 und 16 (Gärten) und Straßburger Str. (Gärten), 51375 Leverkusen.
Entgegen der Vermutung nicht in der Straße „Am Telegraf“ (wie irrtümlich in: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stationen_des_preußischen_optischen_Telegrafen, 10/2007–12/2010)
Koordinaten: 51°01'25,0'' N, 07°02'30'' O (P. Hüll 03/2009)
Höhe: 61 m (PS)
Größere Kartenansicht
-
Höhenprofil der Stationen 46 bis 61: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
Druckfähige Auflösung (2000x814), 751 KB
-
Relief mit der Station 49 (Foto: MM 04/2012, Graphik: AH 04/2014)
Druckfähige Auflösung (2000x1326), 1,79 MB
Zwei Karten zeigen die Station erstaunlicherweise nicht:
- Die Preußische Kataster-Urkarte von 1828 im Maßstab 1:2 500 (mit späteren Ergänzungen in rot; Quelle: Katasteramt Leverkusen; Information: P. Hüll)
- das Preußische Urmesstischblatt von 1843/44 im Maßstab 1:25 000 (Bild 1 in der Galerie). Der Telegraph Nr. 49 stand dort, wo sich der Schriftzug "Auf´m Sand“ befindet und zwar am Ort des A. Vermutlich wollte man den Schriftzug nicht zugunsten des Telegrafen anderweitig platzieren: dann wäre er noch schwerer zu lesen als er es ohnehin schon ist. Meines Wissens ist die Station 49 die einzige, die nicht in einem Urmesstischblatt eingetragen ist. Im selben Urmeßtischblatt ist die Station 48 eingetragen, doch ist auch sie nur bei genauem Hinsehen zu finden (MM).
Am großmasstäblichsten dargestellt ist die Station in der „Situations Zeichnung der in der Schlebuscher Heide im Jahre 1834 erbauten Königl. Telegraphen Station No. 49“ (Bild 2). Doch ist die Jahreszahl 1834 falsch, denn die Telegraphenlinie wurde bereits (zumindest im Probebetrieb) 1833 in Betrieb genommen. Vermutlich ist diese Zeichnung nach 1833 entstanden.
4. Station
4.1 Grundstück, Anekdote, Gebäude, Baumeister und Brunnen
Grundstück: auf der höchsten Erhebung der Schlebuscher Heide stellt die Gemeinde Schlebusch das Grundstück kostenlos zur Verfügung (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991)
Auftraggeber: Garnisonsbaudirektor des VIII. Armeekorps in Koblenz, Ingenieurhauptmann von Mühlbach (H78: 84).
Anekdote: „Die Errichtung … in der einsamen Haide war ein Ereignis nicht bloß für die Bewohner von Schlebusch, sondern auch für die nähere Umgebung der Gemeinde. Alle Welt lief schon zu der Baustelle, ehe noch das erforderliche Baumaterial angefahren worden war und unterhielt sich über die wunderbar fein erdachte Einrichtung, vermöge welcher man binnen 1 ½ Stunde in Coblenz wissen könne, was in Berlin gesagt oder gedacht worden … wo die faule Post ganze Tage, ja Wochen nötig habe“ (Lichtinghagen in Knapp 1994: 181).
Gebäude: Das Gebäude bestand aus Wohnhaus, Turm und Nebengebäude. Es war typengleich den Stationen in Flittard [50], Niederzündorf [Zündorf, 52] und Söven [54] (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991).
Bauunternehmer: Heinrich Möllhausen. – In: Graf, A. (1991): Der Tod der Wölfe: S. 30/31. Nachweis: Peter Kühn (Berlin) 07.11.2014
Brunnen: „Die Herstellung des Brunnens machte bei der Beschaffenheit des sandigen Bodens ziemliche Schwierigkeiten, zumal bei der hohen Lage des Bauplatzes eine erhebliche Tiefe erforderlich war“ (Lichtinghagen in Knapp 1994: 181).
Betriebszeit: 1833 bis 1849 (Menning et al. 2010)
1834 bis 1849 (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991)
4.2 Personal, Anekdoten, Verkauf, Nachnutzung und Beschädigung
Personal: „Der Obertelegraphist hieß Herr Müller, sein Amtsgenosse Herr Büttner. Beide waren aus Berlin nach Schlebusch versetzt worden. Herr Müller wohnte im Telegraphengebäude, sein College miethete sich im Dorfe ein. Die Familie des Herrn Müller zählte fünf Personen, drei derselben waren Kinder. Die Kinder besuchten die Volksschule“ (Lichtinghagen in Knapp 1994: 184).
Anekdoten: „Trotz der abgelegenen Wohnung schienen die neuen Ankömmlinge sich dort bald heimisch zu fühlen. Herr Müller schloß sich einigen Schlebuscher Herren an und kam jeden Abend ins Dorf, denn er liebte die Gesellschaft (Lichtinghagen in Knapp 1994: 184).
„Herr Müller war ein Jagdfreund, obschon er keine eigene Jagd besaß, jedoch von dem ihm befreundeten Revier- und späteren Oberförster Theis oft eingeladen wurde, an der Jagd theilzunehmen. Auf der weiten Haidestrecke hausten in dem aus leichtem Boden bestehenden Anhöhen viele Colonien wilder Kaninchen, die auf den benachbarten Feldern großen Schaden anrichteten und deshalb von Zeit zu Zeit abgeschossen werden mussten. Oftmals geschah es dann wohl, dass mehrere Jäger sich zusammenthaten, um den schädlichen Thieren mit Erfolg zu Leibe zu gehen.
An schulfreien Tagen waren wir mit von der Partie, d. h., wir durften den Korb mit den Frettchen tragen und diese Thiere dann in den Kaninchenbau setzen. Es dauerte nur eine kleine Weile und das durch die Frettchen geängstigte Wild brach mit größter Hast aus seinem Versteck hervor um das Weite zu gewinnen; gewöhnlich jedoch vergeblich, denn geübte Jäger verfehlen selten ihr Ziel“ (Lichtinghagen in Knapp 1994: 187).
Der Sohn des Telegraphisten Müller, Albert, „ welcher mir von gleichem Alter war, schloß sich mir an. Wir wurden Kameraden, und an den freien Nachmittagen machte ich einen Spaziergang zum Telegraphen, die weite Haide war für uns ein erwünschter Tummelplatz. Dieser Verkehr gab mir Gelegenheit, mich über die Geheimnisse der Telegraphie ausreichend zu informieren. Nachdem der Betrieb eröffnet war, hatte man oft hinreichend Gelegenheit, außerhalb des Gebäudes auf der Haide stehend das Spiel der Arme des Apparates, welche bei längeren Telegrammen oft wohl eine halbe Stunde (hindurch) in immer anhaltendem Wechsel stets andere Bilder zeigte, zu beobachten. Das war noch interessanter, als oben im Amtsraume das Drehen der Räder und die Bewegungen der Drähte anzuschauen. Lieber war es uns, nach Schluß des Telegramms durch die Fernrohre nach den benachbarten Stationen Straßerhof [48] oder Mühlheim [50] schauen zu können, die, obschon je zwei Meilen entfernt, dicht vor dem Fernrohr in einiger Vertiefung zu liegen schienen“ (Lichtinghagen in Knapp 1994: 184) [Richtigerweise ist die Entfernung zur Station 48 nur 7,4 km (1 Meile) und zur Station 50 sind es 5,2 km (weniger als 1 Meile): Sukkau in Menning et al. 2010].
Verkauf: Am 25.10.1849 gibt der preußische König die Anlagen der optischen Telegraphenlinie zum Verkauf frei. Im gleichen Jahr kauft die Gemeinde Schlebusch das auf ihrem Grundstück stehende Telegraphenhaus (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991)
Nachnutzung: Das weit vom Ortskern Schlebusch entfernt liegende Haus diente als Wohnung für Arme (Jahresmiete 60 Mark). Zeitweise befand sich dort die Schlebuscher Ziegenbockstation (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991).
„In Schlebusch wurde das Gebäude in mehrere Wohnungen für arme Familien eingetheilt, die obdachlos waren. Das sah nun so ziemlich einer Verbannung in eine Wüste gleich. Auf ½ Stunde im Umkreise war kein Laden, kein Bäcker, keine Mühle, keine Kirche und Schule. Nur wenige machten von der freien Wohnung Gebrauch, und auch diese gingen nur nothgedrungen hin in die dürre Haide und es dauerte nicht lange [bis 1860], so ging das Gebäude in Flammen auf, und weil der zugehörige Brunnen nur wenig Wasser enthielt, so brannte der Telegraph vollständig aus, ohne dass auch aus dem Orte Hilfe erschien (Lichtinghagen in Knapp 1994: 189).
Beschädigung: Gegen diese Beschädigung durch Feuer war das Gebäude nicht versichert und so stellte man es nur notdürftig wieder her. Der Turm wurde nicht wieder aufgebaut (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991).
Abbruch: 1954 (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen 1991)
ca. 1953 (J. Müller, Information über V. Ebbighausen 10/2009)
4.3 Heutige Nutzung Eigentümer und Beschilderung
Nutzung: Gärten der Grundstücke Mülhausener Str. 14 und 16: höchstliegende Teile (J. Müller, V. Ebbighausen); nicht ohne Erlaubnis zugänglich! Der größte Teil des Grundstücks der Telegraphenstation Nr. 49 liegt heute in Gärten von Häusern der Straßburger Straße.
Eigentümer: mehrere
Beschilderung: Mit Ausnahme des Namens der nahegelegenen Straße „Am Telegraf“ sowie der Gaststätte „Telegraphenklause“ gibt es keine Hinweise auf die ehemalige Telegrafenstation.
5. Umgebung
5.1/2 Geographie und Geologie
Deutlich erkennbarer Höhenrücken (V. Ebbighausen 21.10.2009)
Flugsand des Holozäns (11 700 Jahre bis heute; M. Piecha 17.02.2010)
5.3 Geschichte, Kultur, Sport, Sehenswürdigkeiten und Tourismus
Leverkusen: www.leverkusen.de
Sport in Leverkusen: Bayer 04 Leverkusen: Die Fußballer (www.bayer04.de) und die Leichtathleten (www.tsvbayer04.de) sind auch international herausragend.
Schlebusch: www.leverkusen.com/schlebusch
Schlebusch Bebauung: 1941 wurde um den Telegraphen herum mit dem Bau einer Siedlung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern begonnen (1942 Flak-Stellung), die nach dem 2. Weltkrieg fertiggestellt wurde (Bild weiter vorn).
Schlebusch OT-Modell: Die Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen hat ein Modell der OT-Station im Maßstab 1:33 anfertigen lassen, das in der Villa Römer, Haus-Vorster Str. 6, 51379 Leverkusen ausgestellt ist (Information: G. John 22.12.2010; Bild weiter vorn).
5.4 Gewerbe und Produkte
- Die „Telegraphen-Klause“
Medikamente von Bayer Leverkusen helfen weltweit: www.bayer.de
5.5 Gaststätten & Quartiere
www.leverkusen.com/guide/Archiv1.txt/Lev99943.html
In der Straße „Am Telegraf“ gibt es die „Telegrafenklause“: www.leverkusen.com/schlebusch
6. Kontakte
6.1 Stadt Leverkusen – FB Kataster und Vermessung, Hauptstraße 101, 51373 Leverkusen, Hans Metzmacher, Tel. 02 14 – 4 06 62 80, Fax: 02 14 – 4 06 62 02, hans.metzmacher@stadt.leverkusen.de;
priv.: Rosellstr. 15, 51061 Köln, 02 21 – 66 28 16, hans.metzmacher@gmx.de
6.2 KulturStadtLev – Stadtarchiv, Landrat-Trimborn-Platz 1, 51379 Leverkusen, Tel.: 02 14 – 4 06 42 51, Fax: 02 14 – 4 06 42 52, stadtarchiv@kulturstadtlev.de
6.3 Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen, Rolf Müller, Libellenweg 31, 51381 Leverkusen, Tel. 0 21 71 – 5 25 12 (PF)
6.4 Helmut Knapp, Dechant-Fein-Str. 16, 51375 Leverkusen, Tel. 02 14 – 4 66 50
7. Information
7.1 Internet
7.2 Schriften / Video etc.
*Graf, A. (1991): Der Tod der Wölfe. Das abenteuerliche und das bürgerliche Leben des Romanschriftstellers und Amerikareisenden Balduin Möllhausen (1825–1905): 422 S., Berlin (Duncker & Humblot)
*Henseler, P. (1983/84): Der optische Telegraph zwischen Berlin und Koblenz an der Niederwupper. – Niederwupper. Historische Beiträge, 6: 19–22; Niederwupper.
*Knapp, H. (1994): Jugendjahre des Schlebuschers Ludwig Lichtinghagen: S. 181–189, Leverkusen (Selbstverlag Helmut Knapp).
*Möhler, F. (1955): Der Telegraph zwischen Berlin und Koblenz an der Niederwupper. – Bergischer Heimatkalender (zit. in Knapp 1994)
*Müller, R. (1974): Optische Telegraphie. – Heimatkalender Land an Wupper und Rheinhistorische Beiträge Niederwupper 13 (zit. in Knapp 1994)
*Müller, R. (1991): Neues über die Station Schlebusch der preußischen optischen Telegrafenlinie Berlin – Köln – Koblenz. – Niederwupper – Historische Beiträge, 13: 32–40; Abteilung Niederwupper e.V. des Bergischen Geschichtsvereins (Leverkusen).
*Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V. Leverkusen (Hrsg.; Text und Abbildungen R. Müller) (1991): Optische Telegraphie 1834–1849 Station Schlebusch. – Prospekt zur Wanderausstellung; Leverkusen (Stadtgeschichtliche Vereinigung e. V.).
*Seibold (1984): Bei Nacht war Funkstille. – Rheinisch-Bergischer Kalender (zit. in Knapp 1994)
8. Öffnungszeiten
Das Grundstück ist von der Mülhausener Straße aus einsehbar.
9. Zur Station Nr. 50
Luftlinie: 5,2 km und zur Station Nr. 48: 7,1 km (PS)
Telegraphenradweg: ? km (Autor ?)
Telegraphenstraße: ? km und ? m Fußweg (Autor ?)