Station 12: Schermen Kapaunenberg

1. Zuordnung

 

Das Wappen von Schermen

2007 Bundesland Sachsen-Anhalt (ST), Landkreis Jerichower Land (JL), seit 01.01.2010: Ortsteil Schermen der Einheitsgemeinde Möser (http://www.gemeinde-moeser.de, http://de.wikipedia.org/wiki/Schermen)

1835 Königreich Preußen, Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Jerichow I, Ortsbereich Schermen, Stationsstelle 12 (Herbarth 1978: 46/47)

2. Namen

Stationstelle ohne Namen (Statistische Übersicht 1835 in H78: 47), Telegraphenberg, Kapaunberg (H78: 65), Der Kapaunenberg (Katasterurkarte 1839/1861/1862)

"Die Nr. 12 auf dem Capphanberg zwischen Schermen und Pietzpuhl. Die weit sichtbare Höhe des Flämings wird noch jetzt im Volke Telegraphenberg genannt" (WEDEKIND 1929: 57) (PF).

3. Anfahrt, Lage, Koordinaten, Bodenfunde, Höhe und Karten

Anfahrt zur ehemaligen Station: Von der A2, AS Burg-Zentrum, auf die B1 – die B1 Richtung Möser / Magdeburg 400 m – links abbiegen in die Kreisstraße K1214 – diese 800 leicht aufwärts fahren – hier auf der K1214 halbrechts halten – nach 150 m stehen rechts zwei unübersehbare Wegweiser am Waldrand gegenüber den Wasserhochbehältern links: (1) „Telegrafenstation 12“ und (2) „Domblick, Brockenblick“ (Bild) – diesem Wegweiser 140 m folgen bergauf durch einen Kiefernwald bis auf den Top des Kapaunenberges und damit zur Station Nr. 12.

Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)

Höhenprofil der Stationen 10 bis 23: Ausschnitt aus dem Telegraphenbuch III: Abb. 5 (© MENNING et al. 2012)
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Lage: 1900 m südöstlich Schermen, 700 m südlich der A2, 1500 m nordwestlich Pietzpuhl: Top des Kapaunenberges, 140 m südwestlich der Straße von Schermen nach Pietzpuhl, wo der Weg aus dem Wald tritt und leicht nach Süden schwenkt: Brachland zwischen Weg und Acker; ca. 20 m nördlich des Trigonometrischen Punktes I. Ordnung Schermen: diese Position zeigen Ziegelsteinbruckstücke (M. Menning & A. Schwarz 03/2009, die Gemarkungskarte von 1839 mit roten Nachträgen von 1861 und die Coupon-Karte von 1862, beide im Massstab 1:2 500 (Beschaffung M. Menning 04/2009) sowie das Preußische Urmeßtischblatt von 1842 Niegripp Nr. 2033 (Drogge undatierte schwarz-weiß-Ablichtung, Beschaffung R. Ritter 2009).  Ca. 50 m südlich befindet sich hangabwärts der Aussichtspunkt „Domblick“ / „Brockenblick“ mit einer Bank.

„Zur Gemeinde gehörte der ¼ Meile südlich gelegene Telegraph nebst dem Stationshause Nr. 12“ (Hermes & Weigelt 1842) (PF).

Irrtümliche Lage: (1) Herbarth (1978: 65) zitiert Hermes & Weigelt (1842: 156): Kapaunberg, ¼ Meile südöstlich bei Schermen und schreibt: „Die Angaben konnten bei einer Ortsbesichtigung nicht mehr überprüft werden.“  Der Kapaunberg liegt östlich der Straße Schermen – Pietzpuhl.  Auf seinem Top steht heute ein Feuerwachturm der Forst, ab 1834 befand sich dort eine Mühle (Gemeinde Schermen, Information im Pavillon südöstlich des Feuerwachturms).  265 m nordöstlich des Feuerwachturms steht als markanteste Landmarke ein Turm der Telekom  Beide Türme sind auch von der A2 sehr gut zu sehen.

(2) Auf einer undatierten und unsignierten Ablichtung aus dem Preußischen Urmesstischblatt steht handschriftlich „links der Straße“ (wohl U. Flachs, Wernigerode; Information über P. Nüchterlein und P. Fuchs).  Leider ist auch diese Angabe nicht korrekt.  Auf ihr basiert vermutlich die Beschilderung von 2008 am nördlichen Fuß der Zwillinge Kapaunenberg und Kapaunberg:  Eine standardisierte Stationstafel und ein standardisierter Wegweiser wiesen auf den Kapaunberg.  Sie standen am Knick der K1214, wo auch die Straße von Schermen und der Feldwg vom Kapaunberg einmünden (Bildergalerie, Bild 6, 7).  An dem Weg auf den Kapaunberg stand weit oben am Berg ein weiterer standardisierter Wegweiser nahe des Feuerwachturms (Bildergalerie 1, Bild 8).

Die irrtümliche Ortsangabe erklärt sich aus der nahezu gleichen Bezeichnung der Zwillingsberge Kapaunenberg (102 m, im Westen) und dem etwa 400 m östlich davon gelegenen Capphanberg (105 m).  Der Capphanberg wurde im 20. Jh. (in aller Stille) in Kapaunberg umbenannt. Capphan ist ein Synonym für Kapaun (Ritter 2010).

Die Wahl des Standortes der Station 12 auf dem Kapaunenberg erklärt sich auch aus dem Relief: Der Kapaunenberg liegt an der äußersten Kante des Westflämings.  Er bietet damit eine bessere Sicht zum Elbetal als der Kapaunberg) (R. Ritter, schriftl. Mitt. 12/2011).  Bei gutem Wetter ist der Brocken in 90 km Entfernung zu sehen.

Verbürgt ist, daß es am Standort Kapaunenberg bereits vor der optischen Telegraphie eine weithin sichtbare Bake gab, die z. B. zur Zeit der Befreiungskriege 1813 genutzt wurde, um die Bevölkerung und insbesondere auch den neu gebildeten preußischen Landsturm vor Feinden zu warnen (hier den aus der Festung Magdeburg herausbrechenden Franzosen).  Dazu wurde ein an einer langen Stange befindliches Strohbund angesteckt, welches das noch darüber befindliche Teergefäß in Brand setzte (Ritter 2010, nach: Jerichower Land und Leute (1922) Nr. 6).

Koordinaten: 52°13'07,7" N,  11°49'51,7" O, nach „Coupon“ 1862 und Katasterurkarte1839/1861: beide 1:2 500 (Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt) (M. Menning)


Bodenfunde: seltene Hühnerei- bis Erbsen-große Stücke von feuerroten Ziegelsteinen auf der angrenzenden Ackerfläche (MM & AS 14.03.2009); Faust-großes Ziegelstück am 07.09.2013 (MM, Bilder).

Windmühle: Für die Lage der Telegraphenstation Nr. 12 auf dem Kapaunenberg spricht auch indirekt die Windmühle von 1834.  Sie wurde kurz nach der Telegraphenstation (1832) errichtet und stand auf dem benachbarten Kapaunberg (damals Capphanberg) dort, wo heute in etwa der Feuerwachturm ist (Gemeinde Schermen, Information zur Mühle im Pavillon südöstlich des Feuerwachturms).  Um einer Beeinträchtigung des Mühlenbetriebs vorzubeugen, musste ein hinreichender Abstand zur Station vorhanden sein, vergleichbar mit der Situation an den Stationen Nr. 8 Kirchmöser und Nr. 9 Zitz (MM).

Höhe: 102 m (Topographische Karte 1:25 000) (Information H. Drogge über U. Flachs, P. Nüchterlein und PF)

4. Station

4.1 Grundstück, Gebäude und Baumeister

Grundstück:

Gebäude: Häuschen nach englischem Vorbild mit Beobachter- und Wohnzimmer (4,4 x 5 m) und Kammer (2,2 x 5 m), 2,8 m hoch, die Fenster durch Läden zu verschließen, hölzerner Anbau – vermutlich Stall und Abtritt; Garten.  Über dem Beobachtungszimmer auf dem Dach eine umgitterte Plattform.  Die Station ist zum Übernachten geeignet (Arlt 2007: 14).

Baumeister: Ingenieur Hauptmann und Garnisonsbaudirektor Gottlieb Heinrich Ferdinand Heise (1788–1843) von der 2. Ingenieur-Inspektion und Premier-Leutnant Lindner von der dritten Pionierabteilung, beide vom IV. Armeekorps in Magdeburg (Herbarth 1978: 63)

Betriebszeit: 1832 bis 1849

4.2 Personal, Ereignisse, Anekdoten und Verkauf

Personal:

Name Dienststellung Jahr Quelle
Julius Wilhelm Guatav Hansen Untertelegraphist 1833 bis 1839

RITTER 2010, BLUMHAGEL & DROPE 2011

 

Friedrich Michael Horn Untertelegraphist 1834
Christoph Buchholz Untertelegraphist ab 1840 bis 1849, vorher Inspektion III
Heinrich Wilhelm Krauser Obertelegraphist Ltn. A.D. 1834
Carl Vocke Obertelegraphist ab 1839 bis 1849, vorher Station 13

 

Ereignisse/Anekdoten: Die Sichtschneise zwischen den Stationen 12 und 13 musste mehrfach ausgeholzt werden, um die Sichtverbindung zu halten (PF) (zwischen Gerwisch und Biederitz: R. Ritter schriftl. Mitt. 23.06.2012, siehe auch Station 13).

Untertelegraphist Christoph Buchholz (*1797) diente 1838, vor seiner Versetzung nach Schermen, als Reservetelegraphist bei der 3. Inspection zu Hornburg (Ritter 2010, nach Handbuch der Provinz Sachsen 1839).  Nach dem Ende der optischen Telegraphenlinie 1850 klagte er seinen Pensionsanspruch ein (Ritter 2010, nach Acta Borussica, Neue Folge 2003, Hildesheim, Olms Weidmann).

Die Burgsche Zeitung Nr. 5 vom 8. Januar 1849 veröffentlichte folgende Anzeige des Obertelegraphisten Vocke: „Wegen meiner bevorstehenden Versetzung will ich mein hierselbst an der Chaussee [Chausseestraße, Ritter 12/2011] gelegenes gut eingerichtetes Wohnhaus nebst Stallungen und zugehörigem Garten verkaufen“ (PF 2009).

Verkauf: der Station auf Abbruch, Reste von Mauerwerk sind nicht bekannt, jedoch Erbsen- bis Faust-große Reste von Ziegelsteinen auf der Ackerfläche.

4.3 Heutige Nutzung, Eigentümer und Beschilderung

Nutzung: Land- und Forstwirtschaft

Eigentümer: Privatbesitz , Ankauf durch die Gemeinde Möser vorgesehen (R. RITTER 12/2011)

Beschilderung 2008 bis 2010:

(1) Wegweiser an der Kreisstraße von der B1 nach Pietzpuhl in Höhe des Wasser-Hochbehälters (auf der gegenüberliegenden Straßenseite).

(2) Stationstafel und Wegweiser als Zwillinge am Standort der Station.

4.4 Die Einweihung des Stationspavillons 2014

Am 10. Juni 2014 nachmittags wurde auf dem Kapaunenberg direkt am Standort der Station ein sehr gelungener Stationspavillon eingeweiht unter reger Teilnahme von Einwohnern aus Schermen und Umgebung, so dem Bürgermeister und dem Ortsbürgermeister sowie Gymnasiasten aus dem Roland-Gymnasium Burg, die sich um die Ausgestaltung des Pavillons verdient gemacht haben (Bilder).

 

5. Umgebung

5.1 Geographie und Panoramablick

Mit 105 m ist der Kapaunberg eine der höchsten Erhebungen im Jerichower Land; der Kapaunenberg mit der Telegraphenstation 12 ist 102 m hoch.  Die beiden Zwillingsberge stehen an der Nordwest-Abdachung des Hohen Flämings (Liedtke 2003).

Überaus lohnend ist eine Fahrt auf den Kapaunberg mit dem Feuerwachturm der Forst, dem Turm der Telekom und dem Pavillon mit Informationen zur ehemaligen Mühle der Gemeinde.  Hierher sind es von der A2 nur 5 Minuten!  Bei einem Spaziergang bietet sich ein wunderbares Panorama auf die weite Elbniederung (NW–N), die Halden des größten deutschen Kaliwerkes Zielitz jenseits der Elbe (NW), den Vorfläming (N–E), die Kreisstadt Burg mit ihren markanten Kirchen (NNE) und den Hohen Fläming (ESE).

 

5.2 Geologie, Land- und Forstwirtschaft

Kapaunenberg und Kapaunberg gehören zu einer Stauchendmoräne des Saale-Komplexes. Die quartären Schichten erreichen hier an die 100 m Mächtigkeit und sind durch Einschuppungen tertiärer Tone (Septarienton, Rupel-Stufe, Oligozän) gekennzeichnet, die im weiteren Umfeld teilweise abgebaut und zu Ziegeln gebrannt wurden.

An der Geländeoberfläche stehen bis zu 10 m Tiefe Schmelzwassersande an, die Saale-kaltzeitlichen Geschiebemergel des Drenthe-Stadiums überlagern. Darunter folgen mächtige Ablagerungen aus der Elster-Kaltzeit. Dabei handelt es sich um Schmelzwasserbildungen und einen über 10 m Mächtigkeit erreichenden Geschiebemergel.

G. SCHÖNBERG & S. WANSA

Charakteristisch für die eiszeitlich geprägte Landschaft sind die vielen großen Feldsteine und Findlinge (Geschiebe), die bereits in früheren Zeiten in dieser Gegend für Kirchenbauten, Gräber und Denkmale genutzt wurden.

Der Mergel war besonders interessant für die Landwirtschaft. Der Landwirtschaftspionier Carl von Wulffen (1785 bis 1853), ein Schüler von Albrecht Thaer, hatte auf Grund seiner Forschungen neben erfolgreichen Versuchen zum Einsatz von Lupinen vor allem Mergel zur Verbesserung der hiesigen Sandböden eingesetzt und nach anfänglich großer Skepsis höhere Ernteerträge erzielt. Die umliegenden öden Heideflächen wurden in Äcker, Wiesen und Wald verwandelt. Das führte dazu, dass (gerade zur Zeit der optischen Telegraphie!) das benachbarte Gut Pietzpuhl ein viel besuchtes landwirtschaftliches Mustergut darstellte.

Wo heute die weiten Kiefernwälder des Külzauer Forstes stehen, befand sich früher auf Binnendünen (westlich von Schermen als „Külzauer Schluchten“ bezeichnet) (siehe 5.3.3) Heide- oder Ödland, das als Weidefläche für Schafe und Ziegen genutzt wurde. Durch Überweidung, aber auch durch rigoroses Abholzen des spärlichen Holzbewuchses wurde die schützende Deckschicht verletzt, es kam zu Sandverwehungen, die als „Sandschellen“ oder „Sand- und Mullwehen“ bezeichnet wurden.

Viele der Schermener Ackerflächen wurden bis zum Ausgang des 19. Jh. durch solche Sandverwehungen bedroht. Das bereitete nicht nur den Bauern, sondern auch dem preußischen Fiskus Probleme, der wohl zähneknirschend anerkennen mußte, daß dort, wo die „Mullwehen“ auftauchten und amtlich (!) festgestellt wurden, die zu erhebende Steuer geringer ausfallen mußte. Gerade am Fuß des Kapaunenberges, auf der westlichen und nördlichen Seite (Eckerberg), wurden noch 1883 Sand- und Mullwehen amtlich festgestellt (Quelle: Burgsche Zeitung, D. KOSE, 2010).

Erst nach 1820 wurde begonnen, die ganze Gegend von Biederitz bis Detershagen und auch das Waldgebiet zwischen Schermen, Burg und Stegelitz (Königl. Biederitzer Forst, Wulffenscher Stiftungsforst) systematisch aufzuforsten. Zwischen den bereits vorhandenen Ackerflächen wurden später auch rund um den Kapaunenberg planmäßig Windschutzstreifen angelegt. Somit bietet heute die gesamte waldreiche Umgebung ein völlig anderes Bild als um 1840. Das ist auch beim Vergleich früherer und heutiger Landkarten gut erkennbar. Deshalb fehlt allerdings auch heute der direkte Sichtkontakt vom Kapaunenberg zu der benachbarten Stationen 11 in Ziegelsdorf.

R. RITTER 2011

Sehr gut sichtbar vom Kapaunberg aus sind in nordwestlicher Richtung die beiden stumpfen Kegel der Abraumhalden des größten deutschen Kalibergwerks in Zielitz bei Wolmirstedt (Bilder in Galerie I). Gefördert wird Kalisalz aus der Leine-Formation, das 254 Millionen Jahre alt ist (MM)(http://www.stratigraphie.de/std/index.html).

Geologische Übersichtskarte von Deutschland 1:200 000

Geologische Übersichtskarte von Deutschland 1:200 000 (GÜK200, Blatt Magdeburg 2000, © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Hannover, Beschaffung: S. Wansa 04/2014, Telegraphenlinie: AH)

5.3 Geschichte, Kultur, Bildung, Sehenswürdigkeiten und Tourismus

5.3.1 Geschichte von Schermen

  • Besiedlung am Fuß des Kapaunberges seit ca. 3000 Jahren: Urnenfunde verschiedener Epochen, u. a. am Eckernberg, Diestelmorgen, ausgedehnte Brandgräberfelder
  • in der Wendenzeit slawische Wasserburg (heute Amtteich), heute noch gibt es die „Wendgasse“
  • Die romanische Kirche mit Westturm wird Ende des 12. JH. erbaut und später mehrfach erweitert (Bild).  Zwei Grabplatten mit wertvollen Ritzzeichnungen (1316/17) erinnern wahrscheinlich an die Stifter des ersten Kirchenumbaues.
  • Erste urkundliche Erwähnung 1397: Hans von Schermen ist Ministerialer der Stadt Burg.
  • 1524 ist der Ort mit seinem Rittergut erzstiftisches Eigentum, spätere Besitzer sind von Lindow, von Meyendorf und von Alvensleben.
  • Im 30jährigen Krieg stark verwüstet, 1687 grassiert die Pest, 1694 wird Rudolf von Alvensleben mit dem Hof Schermen und der wüsten Dorfstelle Möser beliehen.
  • Um 1750 werden im Zuge der Seidenherstellung in Preußen auch auf dem Schermener Kirchhof mehrere Maulbeerbäume gepflanzt. Der letzte erhaltene ist der Wappenbaum Schermens.  Er steht seit 1937 unter Naturschutz.
  • 1813 Befreiungskriege: der preußische Landsturm nutzt den Kapaunenberg mit einer Feuerbake zur Nachrichtenübermittlung.
  • 1819/20 Bau der Chaussee Magdeburg – Burg durch Schermen (heute B1)
  • 1843 Abtrennung des Gutes Möser von Schermen
  • Um 1900 wird Schermen zunehmend Wohnort für Arbeiter im benachbarten Burg.  Kleine Wohnhäuser und neue Straßen entstehen.
  • Beim Bau der Autobahn Berlin – Magdeburg erhält Schermen 1936 einen Anschluß an sie an der Kreuzung mit der Reichsstraße 1 (B1).
  • 1945 werden unmittelbar vor Kriegsende im Wald bei Schermen 10 Zwangsarbeiter erschossen: von einem SS- und einem Wehrmachtsangehörigen (Gedenkstätte „Schacht“, 1985).
  • 1945 Bodenreform, Enteignung von Großbauern und Aufteilung der Flächen auf Kleinbauern und Umsiedler, Gründung einer Maschinen-Ausleihstation (MAS) für landwirtschaftliche Geräte, aus der sich später die MTS (Maschinen-Traktoren-Station) und nachfolgend der Kreisbetrieb für Landtechnik (KfL) entwickelt, der Maschinen und Geräte wartet und Ersatzteile vorhält, Gründung der LPG (Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft)
  • 1990 Wendezeit, die meisten Großbetriebe in der Umgebung werden abgewickelt, viele Schermener machen sich selbständig, im Ort entstehen zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister.
  • Die Eigenheimsiedlungen Sandstücken und Hühnerberg entstehen, in den letzten Jahren werden neue Straßen, die neue Kita und die Sporthalle gebaut.
  • 2010: Im Zuge der Kommunalreform in Sachsen-Anhalt verliert Schermen als Gemeinde seine Selbständigkeit und gehört fortan zur Einheitsgemeinde Möser.
  • Heute hat die Gemeinde ca.1430 Einwohner (05/2012).  Das dörfliche Leben wird wesentlich mitbestimmt durch die Freiwillige Feuerwehr und den Sportverein.
  • Mehr zur Ortsgeschichte unter: www.gemeinde-moeser.de

5.3.2 Kultur und Sehenswürdigkeiten in Schermen

  1. Spätromanische Feldsteinkirche, bemerkenswerte Ritz-Grabplatten von 1316/17, Taufstein von 1552, Orgel von Mitte des 19. Jh., vor der Kirche ein großer Findling als Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges (1925)
  2. Maulbeerbaum: auf dem früheren Kirchhof, dem heutigen Dorfplatz befindet sich ein über 250 Jahre alter Maulbeerbaum.  Er ist ein Naturdenkmal und der Baum im Wappen von Schermen.  Eine Informationstafel erinnert an die preußische Seidenherstellung.  Im Spätsommer findet das Maulbeerbaumfest statt.
  3. Gedenkstätte „Schacht“ in Schermen Karlshof für 10 am Ende des zweiten Weltkrieges ermordete polnische Zwangsarbeiter
  4. Gemeindehaus mit Bibliothek und Ausstellung des Heimatvereins Bürgergemeinschaft Schermen e. V.
  5. KiTa „MS Piratenclub“
  6. Sporthalle (2009) mit Sportplatz und Sportlerheim
  7. Jugendclub „Blue“
  8. Feuerwehr mit Gerätehaus (gegründet 1908, Umbau eingeweiht 2001)
  9. Vereine: - Sportverein „Traktor Schermen“, - Volkssolidarität, - Bürgergemeinschaft Schermen, - Reitverein „Eichenhof“ Schermen/Pietzpuhl

R. Ritter 12/2011

5.3.3 Kapaunenberg und Kapaunberg

„Mordmühle“: Nach der Errichtung der Telegraphenstation Nr. 12 auf dem Kapaunenberg im Jahr 1832 wurde auf dem Kapaunberg 1834 eine Windmühle dort gebaut, wo heute der Feuerwachturm steht.  Diese Mühle und das nahe Wohnhaus des Müllers wurden um 1869 zum Schauplatz eines dreifachen Mordes.  Die Mühle hieß deshalb im Volksmund „Mordmühle“.  Nachzulesen ist dies: (1) in einer Kurzfassung im Pavillon mit Sitzbänken östlich des Feuerwachturms, (2) in der Broschüre „610 Jahre Schermen“, erhältlich im Gemeindebüro Schermen oder (3) schriftstellerisch bearbeitet in dem Buch „Die Höllenuhr – Historische Kriminalfälle aus Sachsen-Anhalt“ von Hanns H. F. Schmidt.

Urnenfunde vom nördlichen Hang des Kapaunberges befinden sich in den Abteilungen des Kulturhistorischen Museums Magdeburg und des Kreismuseums Genthin.

R. Ritter 12/2011

5.3.4 Umgebung der Station

Die Kirchen in Detershagen und Körbelitz wurden, wie die spätromanische Schermener Kirche, Ende des 12. Jh. aus behauenen Feldsteinen errichtet.

Das bekannteste und sehenswerteste Hühnengrab liegt 1 km südöstlich von Körbelitz leicht südlich der Straße Körbelitz – Wörmlitz (Bild).  Zu fahren dorthin sind von der Station 12 gut 10 km über die K1214 – B1 – L52 nach Körbelitz und 1 km weiter noch in Richtung Wörmlitz.

Der größte Findling Sachsen-Anhalts, der „Schwarze Riese“ (Bild) , wurde 2007 in einer Kiesgrube am Fuß des Kapaunberges gefunden.  Der walzenförmige Block ist bei elliptischem Längsschnitt ca. 4 m lang, je 2,5 m breit und hoch.  Er hat einen Rauminhalt von fast 25 Kubikmetern und ein Gewicht von 78 t.  Dieser Gast aus Skandinavien ziert heute den sehr empfehlenswerten Gesteinsgarten in Gommern (Entfernung ca. 30 km, www.gesteinsgarten.de)

Das Heideland südwestlich der Station 12 wurde regelmäßig für Militärübungen genutzt.  Auf der „Körbelitzer Heide“ wurden ab 1770 alljährlich sogenannte „Revuen“ abgehalten, bei denen unter Anwesenheit des preußischen Königs die Magdeburgischen Regimenter den Krieg probten und teilweise danach direkt in ihn zogen.  Während dieser Zeit logierten die Gäste (u. a. Königin Luise) im Schloß Pietzpuhl.

In Körbelitz erinnert am Ortseingang (Autohaus Brand) ein Gedenkstein an den „Alten Fritz“ und die Revuen.

R. Ritter 12/2011

Ein markanter Dünengürtel zieht sich bogenförmig von Gommern über Biederitz, Gerwisch, Lostau und Schermen nach Detershagen.  Seine Sande wurden während der jüngeren Weichsel-Kaltzeit ausgeweht.  Der Telegraphenberg in Biederitz, auf dem die Station Nr. 13 steht, gehört zu diesem Dünengürtel (M. Menning & R. Ritter).

 

5.4 Gewerbe und Produkte

- Die Agrarhof Schermen / Burg GmbH führt als größter Landwirtschaftsbetrieb die landwirtschaftliche Tradition in Schermen fort

- Textildruck Prellwitz, www.prelltex.de/

- Landbäckerei Müller, Inh. Susanne Henschel, Breite Straße 24, Mo+Sa 6.00 bis 10.30, Di-Fr 6.00 bis 17.30, Tel. 039 21 – 98 62 27

- Kfz-Meisterbetrieb H. Krüger, Wörmlitzer Weg 4a, 039 21 – 99 00 76

- weiterhin gibt es in Schermen eine Vielzahl von Dienstleistern, Handwerksbetrieben, Selbständigen, Vertretungen, Versicherungen, einen Recyclinghof u. a. m. https://www.gemeinde-moeser.de/de/gemeinde-buergerservice/ortschaften/schermen/

5.5 Gaststätten & Quartiere

  1. Gaststätte „Zur Grünen Tanne“
    Schermen, Chausseestraße 14
    Deutsche Küche und Hausmannskost
    tägl. Mittagstisch, Kaffee / Kuchen / Eisbecher, Familienfeiern u. a.
    Mobil 01 74 – 85 53 331, 01 51 – 01 07 06 72,
    Entfernung vom OT12: 2,1 km
  2. Bauernstube „Bocksmühle“
    Ländliche Gemütlichkeit mit Wasserrad & Biergarten bei Schermen
    Mo.–Fr. ab 12.00, Sa.–So. ab 11.00
    Spezialitäten von Ziege, Pferd, Schaf und Wild
    Tel. 039 21 – 98 62 43, www.bauernstube-bocksmühle.de
    Entfernung vom OT12: 3,3 km
  3. Imbißstube M. Hönecke
    Chausseestraße 25, Schermen
    Entfernung vom OT12: 2,2 km
  4. „Kavaliershaus“
    Gastronomie, Kulturveranstaltungen & Kunstausstellungen
    Pietzpuhl, Schloßstr. 3
    http://www.gemeinde-moeser.de/de/tourismus-freizeit/ausflugsziele/kavaliershaus-pietzpuhl/
    Entfernung vom OT12: 1,8 km
  5. „Reiterhof Gotzel“
    Gastronomie, Übernachtung und Reitmöglichkeiten
    Pietzpuhl, Madler Weg 10
    Mobil 01 70 – 9 97 61 17, www.reiterhof-eichenhof.de
    Entfernung vom OT12: 2 km
  6. Hotel & Restaurant „Landhaus Möser“
    Möser, Thälmannstr. 1, nahe Bahnhof Möser
    Tel. 03 92 22 – 22 88, www.landhaus-moeser.de
    Entfernung vom OT12: 3,5 km
  7. Hotel & Restaurant „Am Biesengrund“
    Möser, Biesengrundbreite 19
    Tel. 03 92 22 – 68 500, www.hotel-ambiesengrund.de
    Entfernung vom OT12: 3,5 km
  8. Eiscafe „Birkeneck“
    Möser, Rudolf-Breitscheid-Weg 23 (300 m vom Bahnhof Möser)
    Tel. 03 92 22 – 22 16
    Entfernung vom OT12: 3,8 km
  9. Rasthaus
    Möser an der B1
    Tel. 03 92 22 – 6 99 99
    Entfernung vom OT12: 3,5 km
  10. Landgasthof Lostau „Zur Erholung“
    Lostau, Möserstr. 27
    Tel. 03 92 22 – 90 10 www.hotel-landgasthof-lostau.de, hotel-landgasthof-lostau@t-online.de
    Entfernung vom OT12: 9,5 km
  11. Eiscafe „Lila“
    Lostau, Lindenstraße 14
    Tel. 03 92 22 – 95 96 55
    Entfernung vom OT12: 9,5 km,

6. Kontakte

6.1 Dr. Reinhard Ritter, Breite Str. 8, 39291 Schermen, Tel. 039 21 – 98 75 06, Reinhard_Ritter@web.de

6.2 Dorothea Kose, Ortschronistin 1998–2009, Wörmlitzer Str. 10, 39291 Schermen,  Tel. 039 21 – 98 75 69 (PF)

7. Informationen

7.1 Internet

7.2 Schriften

*Arlt, K. et al. (2010): Das Telegrafencorps der Königlich-Preußischen Optischen Telegrafenlinie Berlin–Koblenz, Sachsen-Anhalt. – Journal für Natur- und Heimatfreunde, 20, 3: 17–19; xxx

*Blumhagel, B. & Drope, H. (2011): Das Telegrafenkorps der Königlich Preußischen Optischen Telegrafenlinie Berlin–Koblenz“. – Zeitschrift für Heereskunde, 441: 11–12; Ingolstadt.

*Coupon (1862): Karte 1:2 500 [mit Station 12]. – Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt; Stendal.

Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark (1997) (Hrsg.): Pietzpuhl; xxx

Gemeinde Schermen (2007) (Hrsg.): Festschrift der Gemeinde Schermen zum 610-jährigen Bestehen. – Dorise-Verlag (Restexemplare erhältlich in der Gemeindebibliothek Schermen, Schulstraße 3)

Hermes & Weigelt (1842): Historisch-geographisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirk Magdeburg, Bd. II; Magdeburg.

Katasterkarte (1839/1861/1865): 1:2 500 [mit Station 12]. – Landesamt für Vermessung und Geoinformation Sachsen-Anhalt; Stendal.

*Nüchterlein, P. (1992): Als man noch mit Holz telegrafierte. Von 1832 bis 1849 war die OTL-Station bei Schermen gelegen. – Volksstimme. Burger Rundschau, 19.08.1992; Burg.

*Ritter, R. (2010): Die Verschiebung des Kapaunberges bei Pietzpuhl. – Volksstimme. Burger Rundschau, 12.08.2010; Burg.

*Ritter, R. (2010): Bei klarer Sicht guter Blick auf Magdeburger Dom und den Brocken. – Volksstimme. Burger Rundschau, 06.09.2010; Burg.

*Ritter, R. (2010): Personal auf Stationen der optischen Telegrafenlinie. – Volkstimme. Burger Rundschau, 4.11.2010; Burg.

Volksstimme. Burger Rundschau, 04.11.2010; Burg.

Volksstimme (1995): Das Stationsgebäude wurde später als Wohnhaus genutzt. – Volksstimme 10.10.1995; Magdeburg.

*Wedekind, H. (1929): Die älteste Telegraphenlinie im Jerichower Land. – Heimatkalender Land Jerichow, 8: 54–59; Burg.

8. Öffnungszeiten

dauerhaft zugänglich

9. Zur Station Nr. 13

Luftlinie: 9,8 km;  zur Station Nr. 11: 11,4 km (TBIII: Tab. 2)

Telegraphenradweg: 18,2 km (Ritter, 2010)

Telegraphenstraße: 13,4 km (Ritter, 2010): OT12 – K1214 – B1n – B1 (durch Möser und Gerwisch) – vor dem ersten Bahnübergang rechts nach Biederitz abbiegen, Woltersdorfer Str. ca. 1,5 km folgen, 50 m hinter Bahnübergang geradeaus (Hauptstr. biegt links ab!), danach weiter halblinks, nach ca. 200 m rechts einbiegen in die Breite Str., ca. 200 m folgen und rechts in die Lostauer Str. einbiegen, nach 300 m (am Telegrafen-Wegweiser) rechts in die Willi-Obermüller-Str. einbiegen, OT-Station 13 ca. 150 m (R. Ritter 12/2011).

Von der Station 12 zur Station 13

Von der Station 12 zur Station 13: Schermen - Biederitz (Entwurf: K. Schmeißer)

Druckfähige Auflösung (2000x1569), 3,74MB

Anmerkungen!
Die Bilder zu dem PDF "Wegbeschreibung" finden Sie im PDF "Radtour". Außerdem finden Sie eine Übersicht von den im PDF "Wegbeschreibung" verwendetet Links: HIER